Spaß statt Stress – Bahnfahren mit Kindern
Von der Planung bis zum Zeitvertreib während der Fahrt. Ein Erfahrungsbericht.
Die erste Reise – ohne Planung einfach los
Ich kann mich noch gut an unsere erste lange Reise (5 Stunden Fahrt im ICE) mit unserer kleinen Tochter erinnern. Als regelmäßige Bahnfahrerin und eher sorgloser Mensch, habe ich für uns einfach die günstigsten Züge gebucht und bin mit Mann und voll gepacktem Kinderwagen los zum Bahnhof. Als der Zug einfuhr wurde mir klar, dass ich spontan keine Ahnung hatte, wo das Kleinkindabteil war, also ging die Sucherei und Rennerei los (ich hätte zwar fragen können, aber selbst ist die Frau!). Am Kleinkindabteil angekommen, mussten wir feststellen, dass wir einen hochfrequentierten Zug erwischt hatten und ohne Reservierung für das Abteil sah es schlecht aus. Wir haben zwar noch einen tollen Platz gefunden, aber eines war klar: beim nächsten Mal plane ich das besser!
„Warte, ich hab‘s gleich!“ oder: Das richtige Gepäck für die Bahnfahrt
Ich saß keine 5 Minuten, da ging das Suchen los: Wo war gleich das Handy mit dem Ticket? Und das Spielzeug? Und eine frische Windel könnten wir auch noch gebrauchen. Zum Glück sah unsere Ordnung schon immer vor, alles „rund ums Kind“ im oder am Kinderwagen zu haben. Leider unterliegt der Rest häufig dem Zufallsprinzip, dabei erweist es sich gerade bei Reisen mit der Bahn als hilfreich, alles nötige an einem Ort oder zumindest schnell griffbereit zu haben. Auf der nächsten Reise hatte ich deshalb einen großen Rucksack dabei: Ich hatte die Hände frei und alles Wichtige zusammen. Die Suche, in welchem Gepäckstück oder welcher Handtasche sich das Portemonnaie samt BahnCard befindet, entfiel somit.
„Sind wir schon da?“ – Spaß statt Langeweile im Zug

IC Bus Benny kommt frisch aus dem Bordrestaurant und wartet nun darauf, dass mit ihm gespielt wird.
Zugegeben, unsere Tochter konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht danach fragen, aber wir alle waren ja mal jung und kennen das. Glücklicherweise bietet der Zug schon von Haus aus mehrere Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben: Mittlerweile geht die Kleine beispielsweise unheimlich gerne entlang der Fensterfronten „spazieren“ oder besucht mit uns das Bordrestaurant. Dort gibt es nämlich den kleinen ICE und seine Freunde oder das Kindermagazin LeseLok. Da sie das auch genau weiß, haben wir mittlerweile schon alle Züge zusammen.

Na, was ist da gerade so spannend? Es muss ja nicht immer ein Bilderbuch sein.
Ansonsten sorgen je nach Alter Bücher, Karten- oder Ratespiele für Abwechslung. Im Kleinkindabteil – wenn man es reserviert hat ;-) – kann man auch prima auf dem Boden mit Autos (oder dem kleinen ICE) spielen oder Bauklötze stapeln. Freunde von uns nutzen häufig Hörspiele oder Filme, die man auf dem Tablet oder Notebook sehen kann. Allerdings sollte man die Kopfhörer nicht vergessen, sonst haben alle etwas davon! Das Ladegerät muss aber auch mit, wenn der Bildschirm am Zielort nicht schwarz bleiben soll.
„Wir haben Hunger, Hunger, Hunger…“

Am frühen Morgen mit Teddy auf Reisen. Jetzt ist erst einmal Zeit fürs Frühstück.
Ich kann sicherlich mit vielem gut umgehen, aber nicht mit einem knurrenden Magen. Aus diesem Grund packe ich lieber mehr als weniger ein. Seit unsere Tochter auf der Welt ist, haben wir ohnehin bei längeren Ausflügen immer Essen dabei. Wenn wir mal keinen Appetit auf die klassische Stulle haben, gehen wir gerne ins Bordrestaurant oder -bistro. Da hier auch Babygläschen selbstverständlich aufgewärmt werden, häuften sich unsere Besuche plötzlich. ;-)
Eines habe ich übrigens schätzen gelernt: Auslaufsichere oder wiederverschließbare Flaschen. Diese können auch mal herunterfallen, ohne dass man sich oder das Kind danach umziehen muss. Da man meiner Tochter aber grundsätzlich schnell ansieht, dass sie gegessen hat, gehören auch Feuchttücher bzw. feuchte Waschlappen bei mir zur Grundausstattung. Und falls doch mal etwas auf den Klamotten landet: im Gepäck ist noch genügend Ersatz.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei Ihrer nächsten Bahnfahrt!
Manchmal ist schon der Einstieg aufregend, wenn die umgekehrte Zugreihung erst bei Einfahrt des Zuges durchgesagt wird.
Einmal war gar kein Einstieg möglich, da der Zug in diesem Bahnhof wegen Bauarbeiten nicht hielt. In der Zugauskunft nicht angezeigt. Nach längerer Recherche habe ich diese Informationen im Nachhinein nur bei Service Bauarbeiten gefunden.
Nur die schnelle Reaktion der Großeltern, die mit den allein reisenden Kindern in die nächste Stadt fuhren, rettete die Fahrt, der nächste IC konnte erreicht werden. Und ein freundlicher Zugbegleiter brachte Beruhigung. Die Abholerin erhielt nur keine Auskunft beim Zugbegleiter des ursprünglichen ICs, ob es Besonderheiten gab. Er sei erst kürzlich zugestiegen. Ob es keine Übergabe gibt?
Ich bin meiner Familie (Kinder sind knapp 1 und 3 Jahre alt) mehrfach im Kleinkindabteil (mit Reservierung) gereist.
Zusätzlich fahre ich die Strecke Hamburg – München zwei mal pro Woche und sitze oft nah am Kleinkindabteil, so dass ich meine Erfahrungen kundtun möchte.
Mein Fazit:
– die vorhandene Anzahl der Plätze im Kleinkindabteilen ist zu gering (auf die durchschnittliche Anzahl Reisender pro Zug)
– die Plätze werden, bei nicht so frequentierten Strecken, gerne auch von anderen Reisenden genutzt. Das führt diese Abteile ad absurdum… Gerade für stillende Mütter. Keiner der Zugbegleiter weist diese Reisegäste darauf hin.
– die Sauberkeit ist oft kurz vor „besser Kinder nicht absetzen“, eklig sowie so. Essensreste, unreine Teppiche sind Standard
Als Positivbeispielhaft sind finnische IC zu nennen. Dort ist ein komplettes (!!!) oberes Stockwerk (von vier) Doppeldeckerwaggons für Familien. Mit Spielbereich und Büchern.
Als Vorschlag: die „Entscheider-Manager” der DB einmal als Betriebsausflug nach Finnland schicken. Bei Zeitmangel:
– https://myyratohtori.wordpress.com/2009/03/09/prima-war%E2%80%99s/
– http://www.vonguteneltern.de/?p=5925 (von dort kommt der Link zu dem obigen Bild/Blog)
– Einfach mal nach Erfahrungen von Familien mit der DB bzw. der finnischen Bahn googlen
Meine Feststellungen:
– Reservierungen werden nicht angezeigt, es steht immer nur „Kleinkindabteil“ an der Anzeige
– es sind maximal 4 Plätze (pro Abteil) reservierbar, die 2 zusätzlichen sollten (wohl) frei bleiben… guckt man zu den neueren ICEs. Aber man kann m.E. nirgendwo nachlesen
– sofern Plätze frei sind, werden diese (natürlich) auch durch andere Familien genutzt. Kommt dann jemand mit der Reservierung, wird eher zusammen gerückt, was dann aber auch wieder viel eng ist.
– für Reisende ohne Kinder scheinen die Kleinkindabteile (gerade bei den moderneren ICEs) bei nicht so frequentierten Strecken, sehr beliebt zu sein. In der Konsequenz, dass Mütter mit Kindern (ohne Reservierung) eher vorbei gehen oder die Abteile nutzen, aber die Fahrgäste nicht bitten, woanders hinzugehen (nicht gut für stillende Mütter, herumkrabbelnde oder schlafende Kinder)
– man findet allerlei Müll (oder besser die Kleinkinder finden ihn/die Essensreste) der Vorgänger. Die Teppiche sind total versüfft. Ein Wischen mit einem weißen, feuchten Tuch zeigt es an.
– die Abteile qualifizieren sich außer, durch irgendwelchen Aufklebern, nicht als „(Klein-)kindabteil (vergleiche finnische Bahn)
– die neu erschaffenen Familienbereiche verdienen Ihren Namen erst recht nicht. Hier hatte wieder irgendjemand von der Bahn eine Idee, die überhaupt nicht zu Ende gedacht wurde. Was schon nicht bei den „Kleinkindabteilen“ funktioniert, soll dann damit funktionieren?
Meine Kommentare zu obigen (Werbe-)artikel:
“mussten wir feststellen, dass wir einen hochfrequentierten Zug erwischt hatten und ohne Reservierung für das Abteil sah es schlecht aus. Wir haben zwar noch einen tollen Platz gefunden”
-> wo soll das gewesen sein?
“Ein Abteil in ICEs und IC/ECs, das vorrangig für Reisende mit Babys und Kindern bis 3 Jahre gedacht ist”
-> genau. Ein Abteil (!) bei’m ICE Typ 1 (?). Super. Und wer achtet auf die Einhaltung?
“Es bietet Platz zum Krabbeln und Spielen sowie Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen.”
-> das widerspricht sich. Sogar bei den modernen Doppelabteilen
“In einigen Zugtypen gibt es keine Abteile, sondern Kleinkindbereiche”
-> und das hilft dann wie? Bzw. freuen sich die restlichen Reisenden bei lauten Kindern oder auch stillende Mütter.
“Die Sitzplatzreservierung für Familien kostet 9 Euro”
-> das ist der einzige Trost. Aber es nützt nichts, wenn ich die vier (einzigen) reservierbaren Plätze habe, aber noch mehr Menschen mit Kindern rein wollen…
“Glücklicherweise bietet der Zug schon von Haus aus mehrere Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben: Mittlerweile geht die Kleine beispielsweise unheimlich gerne entlang der Fensterfronten „spazieren“ oder besucht mit uns das Bordrestaurant.”
-> genau. Machen Sie das mal zur Ferienzeit. Aber, ich gebe zu, man sich im Gegensatz zum Auto, die Beine vertreten.
“Ansonsten sorgen je nach Alter Bücher, Karten- oder Ratespiele für Abwechslung”
-> aber nicht durch die Bahn gestellt, oder wird das mit der finnischen Bahn verwechselt?
“Im Kleinkindabteil – wenn man es reserviert hat – kann man auch prima auf dem Boden mit Autos (oder dem kleinen ICE) spielen oder Bauklötze stapeln”
-> das will man als Eltern, bei dem Grad der Verschmutzung, in den seltensten Fällen. Das Reinigungspersonal wird da (wahrscheinlich) viel zu wenig Zeit zugesprochen bekommen, so dass es in der vor
“Freunde von uns nutzen häufig Hörspiele oder Filme, die man auf dem Tablet oder Notebook sehen kann. Allerdings sollte man die Kopfhörer nicht vergessen, sonst haben alle etwas davon!”
-> bei nicht vorhandenen Kopfhörern kann man sich ja auf die Einsicht der jeweiligen Eltern verlassen…
Ich bin eigentlich ein Mensch, der von den Vorteilen des Bahnreisens überzeugt ist… aber in Sachen Familienfreundlichkeit hat die Bahn m.E. einiges nachzuholen. Kurzfristig durch Sauberkeit in der Kleinkindabteilen und kurze Hinweise durch das Servicepersonal bei “Fremdbenutzern”. Langfristig durch ein viel größeres Platzangebot für Familien.
Dem Vorkommentar kann ich leider nur erschütternd zustimmen. Bin überzeugter Bahnfahrer, werde mir dies nach Familiengründung aber nicht mehr so gerne antun. Denn Stand 2019 kann ich alles Gesagte nur bestätigen.
Kurz gefasst: In Quantität und Qualität fehlgeplant.
Kinder brauchen wahlweise Ruhe oder Bewegung. Lösung: Abteile für Ruhebedürftige (vornehmlich Kleinstkinder) und Spiele- / Bewegungsbereiche für die restlichen Kinder. Aktuell gibt es KEINE adäquate Bewegungsmöglichkeit! Und nein: Im Gang umher zu laufen, dort im Weg zu stehen und andere Reisende zu nerven ist für Kinder keine adäquate Bewegungsmöglichkeit! Aktuell gibt es ferner nur EIN Abteil – was dazu führt, dass Babys im offenen Bereich gestillt werden (weder für Mutter (Privatsphäre) noch Baby (Ruhe) gut).
In einem anderen Kommentar habe ich diese Erfahrungen ausführlicher geschildert. Auch ich sehe mich nach finnischen Verhältnissen. Mutmaßlich ist dies wohl fast allen Eltern bekannt. Warum der Bahn nicht? Ihr befasst euch doch beruflich mit dem Thema, müsstet entsprechend alle Studien und Erfahrungen kennen.
Oder werden Züge nach dem Motto: “Wie basteln wir da noch einen lästigen Familienbereich ein ohne von der Grundstruktur abzuweichen?” geplant?
Einzige Abweichung zum Vorkommentar: Die mangelnde Sauberkeit ist Ergebnis des Kundenverhaltens – auf den Plätzen wie in der Toilette. Betritt man einen Zug an seinem Startort ist er in der Regel (noch) sauber.